Interreligiöser Dialog

von Dr. Philipp Semerak (Kommentare: 0)

8c setzt sich beim Moschee- und Synagogenbesuch mit den Weltreligionen auseinander.

Am 28.04.2015 fuhr die Klasse 8c der Stadtteilschule am Heidberg in die blaue Moschee, welche die größte norddeutsche Moschee ist. In der Moschee angekommen wurden wir zunächst begrüßt, setzten uns dann auf Stühle, die vor dem eigentlichen Teil der Moschee standen, in der Muslime beten. In diesem Teil des Gebetshauses durften wir unsere Schuhe anbehalten, zu einem späteren Zeitpunkt mussten wir sie allerdings ausziehen. Herr Elstner, der uns durch die Moschee führte, hatte das Ziel, uns seine Botschaften zu vermitteln, und uns zu verdeutlichen, dass alle religiösen Menschen auf der Welt praktisch derselben Religion angehören, da alle Religionen dasselbe aussagen und von denselben Propheten erzählen. Er erklärte, welche Voraussetzungen es gibt, wenn man ein Muslim sein möchte. Es zählt nicht, ob man betet, fastet oder nach Mekka reist. Von Bedeutung sind vielmehr der Glaube daran, dass Gott immer gerecht ist, auch wenn uns etwas Schlechtes widerfährt. Er möchte uns lediglich beibringen, Dinge zu schätzen, die wir haben. Außerdem soll man erkennen, dass Gott der größte ist. Aus diesem Grund sagen Muslime während des Betens öfters „Allahu akbar“. Wird dieser Satz nicht aus vollster Überzeugung gesagt, so „gilt er nicht bei Gott“. Wer „Allahu akbar“ ausspricht, der hebt dabei oft die Hände zu den Ohren und lässt sie wieder fallen, als Symbolisierung dessen, was gesagt wird. Der Führer ging außerdem auf die Propheten ein: Moses, Jesus und Mohammed. Er erklärt, dass im Koran sowohl Mohammed, der wohl bekannteste Prophet im Islam, als auch Jesus und Moses vorkommen. Das liegt daran, dass Muslime ebenfalls an diese Propheten geglaubt haben. Der Koran entstand nach der Bibel und der Thora. Zuerst gab es die Thora, die heilige Schrift im Judentum, welche von Moses erzählt. Danach kam die Bibel, die sowohl Jesus', als auch Moses' Geschichten aufgreift. Die jüngste der drei heiligen Schriften ist der Koran. Demnach kommen im Koran alle drei Propheten vor. Das ausführliche Gespräch verdeutlichte die Verbindung der drei Weltreligionen und schweißte sie auf eine gewisse Art zusammen. Wir bekamen nun die Möglichkeit, einem Gebet zuzusehen. Als Hilfestellung gab man uns einen Zettel, auf dem der Ablauf des Gebets noch einmal erklärt wurde. Das Gebet dauerte ca. 15 Minuten. Alle Schüler, die beten wollten, sowie auch die anderen Betenden, mussten sich zuvor waschen gehen und eine muslimische Mitschülerin trug eine Art Gewand, während sie betete. Nach dem Gebet trafen wir uns in der Bibliothek wieder, in der wir etwas genauer auf Vorurteile gegenüber des Islams eingingen, wie beispielsweise dem Tragen von Kopftüchern. Erklärt wurde, dass die Kopftücher getragen werden, um die Reize der Frau nicht für jeden öffentlich zu machen. Aus diesem Grund bedeckt nicht nur ein Kopftuch die Haare, sondern auch der restliche Körper ist oft bedeckt. Das Ende der Führung wurde im Gebetssaal verkündet, in dem wir unsere Schuhe nicht mehr trugen. Hier gingen wir auch näher auf die Schriftzüge ein, die die Kuppel der Moschee von innen schmückten. Herr Elstner erklärte, dass die Übersetzungen, die in deutsch darunter stehen, nicht detailgetreu sind. Das, was auf arabisch geschrieben steht, ist viel tiefgründiger, als die deutschen Übersetzungen.

Am 6.5. ging es dann in die Hohe Weide zur jüdischen Gemeinde. Vor der Synagoge, welche eingezäunt war, warteten wir, bis unser Führer Benny kam. Wir wurden von einem Sicherheitspersonal eingelassen und durften zunächst unsere Jacken und Taschen an eine Garderobe hängen. Dann bekamen die Jungs und unser Tutor eine Kippa, welche eine Kopfbedeckung des Judentums ist. Sie ähnelt einem simplen, runden Stück Stoff. Wer eine Kapuze oder Cap hatte, durfte diese alternativ auch als Kopfbedeckung verwenden, Voraussetzung war es allerdings, etwas auf dem Kopf zu tragen. Schließlich betraten wir die Synagoge. Benny erzählte, dass Frauen in der Synagoge erhöht sitzen, da sie eine wichtigere Rolle in der Weltreligion spielen, als Männer. Was Frauen dürfen, ist für Männer oftmals Pflicht. Aus diesem Grund ist es Frauen beispielsweise auch gestattet, die Kippa zu tragen, während es für Männer als Verpflichtung angesehen wird. Wir sahen uns die Gestaltung der Synagoge genauer an und gingen auf das Mosaik ein, das die Fenster schmückte. Sie stellten die Tora, der Davidstern und andere Symbole dar. Wir erfuhren, dass das Judentum mittlerweile weit verbreitet ist und es sogar im Irak eine Synagoge gibt. Durch die Flucht der Juden aus Israel verbreitete sich mit ihnen ihre Religion. Geprägt wird das Judentum von dem Tempel, in dem vor vielen Jahren Opfergaben verbrannt wurden, als Danksagung an Gott. Dieser Tempel wurde zerstört, weshalb man anfing, Gebete zu sprechen, mit denen man sich bedankte. Sie wurden mit dem Wort „Amen“ beendet, so, wie es auch im Christentum der Fall ist. Daran erkennt man wieder, dass es erstaunlich viele Gemeinsamkeiten in den Weltreligionen gibt. „Amen“ bedeutet soviel wie „So sei es“ oder umgangssprachlich „Ich stimme zu“. Nachdem wir ausgiebig über die Vergangenheit des Judentums, einschließlich des zerstörten Tempels auf dem Tempelberg, in dessen Richtung heute gebetet wird, der Verbreitung des Judentums und auch über die Bar Mizwa, welche vergleichbar mit der Konfirmation im Christentum ist, gesprochen haben, fragten wir, was es mit dem Sicherheitspersonal und den hohen Zäunen um die Synagoge auf sich hat. Es stellte sich heraus, dass es gesetzlich vorgeschrieben ist, dass alle jüdischen Einrichtungen Deutschlands polizeilich bewacht werden, auf Grund von Terroranschlägen nationalsozialistischen Hintergrunds. Am Ende der Führung und des Gesprächs gaben die Jungs ihre Kippa wieder ab, wir klärten letzte endgültige Fragen und verließen die Synagoge. Vor ihr wartete bereits die nächste Schulklasse.

Zurückblickend betrachtet haben mir beide Ausflüge sehr gut gefallen, obwohl sie sehr unterschiedlich waren.

Shari Malzahn

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